Nambia – ehemals deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika und was davon übrig geblieben ist...

Deutsch-Südwestafrika war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia. Mit einer Fläche von 835.100 km² war Deutsch-Südwestafrika ungefähr 1,5 mal so groß wie das Deutsche Kaiserreich. 1915 wurde das Gebiet von Truppen der Südafrikanischen Union erobert, unter deren Militärverwaltung gestellt und 1919 gemäß den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles der Verwaltung Südafrikas übertragen.

Viele Deutschnamibier leben heute bereits in der fünften Generation dort. Die ca. 30.000 Deutschnamibier bezeichnen sich selber häufig als Deutsche, Deutsche aus Deutschland hingegen als "Deutschländer".

Die Deutschen konzentrierten sich vor allem auf Süd- und Zentralnamibia und hier auf die Städte Windhoek und Swakopmund, wo die deutsche Sprache neben Afrikaans und der offiziellen Amtssprache Englisch eine wichtige Verkehrssprache ist. Neben der Sprache bleibt ein landesweiter Einfluss der Deutschnamibier vor allem in Ess- und Festkultur, Vereinswesen sowie Wirtschaftsstruktur lebendig.

Viele Ortsnamen sowie Bauwerke aus der Reichsdeutschen Kolonialzeit prägen heute noch das Bild vieler namibischer Städte und Landschaften, z. B. die vier Sander-Burgen (Heinitz-, Schwerins- und Sanderburg in Windhoek, und Schloss Duwisib bei Maltahöhe) benannt nach ihrem Architekten Wilhelm Sander) , das Hohenzollernhaus, das Bezirksamt und das Alte Amtsgericht in Swakopmund sowie das Görke-Haus in Lüderitz. Auch die zahlreichen militärischen Bauten aus jener Zeit wie z. B. die Alte Feste in Windhoek, die Pionierkaserne und das Lazarett in Swakopmund, ferner die Forts von Sesfontein und Namutoni (Etosha), sowie nahezu alle Bahnhofsgebäude in ganz Namibia.

Weiter gibt es in Namibia ein ausgesprochen aktives Vereinsleben, dessen Wurzeln eindeutig auf die deutsche Kolonialzeit zurückreichen: Turn-, Schäferhund-, Gesangs-, Reit-, Skat-, Kegel- Veteranen-, und sogar Eisstockvereine gibt es nahezu überall dort, wo zumindest sieben deutschstämmige Namibier zusammenkommen. In Windhoek sind der WIKA, der Windhoeker Karneval, der sich an den Kölner und Mainzer Vorbildern orientiert, und das Oktoberfest große Stadtfeste, welche feste Bestandteile Windhoeks sind.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert hat sich eine eigenständige deutschnamibische Südwesterliteratur entwickelt: "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste" (Henno Martin), "Morenga" (Uwe Timm), "Die Erstgeborenen" (Giselher W. Hoffmann) sind auch in Deutschland bekannte Werke. Als Interessenvertretung gilt der Deutsche Kulturrat.

Die ersten Deutschen in Namibia waren die Missionare der Londoner und später dann der Rheinischen Mission. Ihnen folgten die Händler und nach der Anlandung der Bark "Tilly" in der Lüderitzbucht im Jahre 1883 zunehmend deutsche Beamte, Siedler, Handwerker und Soldaten.

Diese Entwicklung stagnierte nach Ende des Ersten Weltkriegs, in dessen Folge Südafrika die Mandatsverwaltung über Deutsch-Südwestafrika übertragen wurde. Im Zuge der sich anschließenden Südafrikanisierung von Südwest wurde etwa die Hälfte der dort noch lebenden 15.000 Deutschen ausgewiesen und deren Farmen Südafrikanern übergeben. Die als "Entgermanisierung" bezeichnete Politik Südafrikas änderte sich erst durch das Londoner Abkommen vom 23. Oktober 1923.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges stellte sich Südafrika auf die englische Seite. Die in Südwest-Afrika lebenden deutschstämmigen Bewohner wurden 1939 zunächst unter Farm- oder Hausarrest gestellt und ab 1940 in Internierungslager verbracht, wo sie bis 1946 verbleiben mussten.


Doku "Was heißt denn hier deutsch?"
Mit Wolf von Lojewski durch Namibia


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